Weyher Genossenschaft stellt Pläne für Energiewende vor
Stand: 26.04.2024, 16:03 Uhr
Von: Gregor Hühne
Neue Bürgerenergie-Genossenschaft in Weyhe stellt ihre Pläne vor. Gemeinsam stehen sie für die Energiewende ein und wollen regenerative Stromerzeugung fördern. Neben der Vorstellung ihrer Projekte steht die Gewinnung von Mitgliedern im Vordergrund.
Sudweyhe – Bürger begeistern, weitere Mitstreiter gewinnen sowie viel Projekt- und Überzeugungsarbeit leisten. Das sind die Kernpunkte der neu gegründeten Bürgerenergie-Genossenschaft (BEG) Weyhe. Am Mittwoch hat sich das Bündnis vorgestellt und präsentierte drei große Vorhabenfelder.
Die Projekte der BEG sind laut Regine von Larcher, Sprecherin der Gruppe: die Verwirklichung eines Kalt-Wärmenetzes, der Bau weiterer Windkraftanlagen in der Gemeinde sowie die Installation von Photovoltaik-Verstromung auf öffentlichen und privaten Immobilien.
Die Expertenrunde setzt sich aus zahlreichen Personen aus der Wirtschaft zusammen, die gemeinsam und ehrenamtlich die Energiewende in Weyhe voranbringen wollen. „Vor etwa einem Jahr gab es erste Gespräche“, erinnert Regine von Larcher an die Entstehungsgeschichte. Noch befinden sie sich „in Gründung“, so die Sprecherin. Bald soll die Eintragung ins Genossenschaftsregister folgen. Die Gruppe stehe in den Startlöchern. Vor allem will das Gespann dem Klimawandel etwas entgegensetzen, und zwar mit regenerativer Stromerzeugung. Dass damit auch Gewinn erwirtschaftet werden kann, ist das eine. Wie jedes Unternehmen müssten sich auch die Projekte der Genossenschaft am Ende des Tages rechnen. Doch müsse das nicht „mit dem spitzen Bleistift“ passieren, findet Hartmut Brasch. „Etwas Ideologie gehört auch dazu.“ Kollegin Anja Kappler versichert jedoch, dass alle Vorhaben auf soliden Beinen stünden. Sie bringt die fachlichen Kompetenzen mit, um das Controlling der Genossenschaft zu managen.
Was alle Akteure verbindet, ist der Drang, jetzt tätig werden zu wollen für eine bessere Welt. „Wir brauchen einen Turbo für die Energiewende“, formuliert es Anja Kappler. Die BEG könne das schneller als die Gemeinde.
Grüne Energieprojekte will auch Berthold Groeneveld realisieren. Der 76-jährige Ingenieur für Elektrotechnik war bereits früher in der Windkraft-Branche und im Rat der Gemeinde tätig, erzählt er. Nun will er sich ebenfalls weiter für die Klimawende einsetzen. Das sei auch nötig, „um das große Rad zu drehen“, pflichtet ihm Hartmut Barsch bei. Der Biobauer sagt: „Ich bin überzeugt, dass regenerative Energien die Zukunft sind.“ Und Klaus Wesemann will sich von seinen Enkeln nicht vorwerfen lassen, nichts unternommen zu haben, um deren Zukunft zu retten. Fragen wie: „Opa, was hast du getan?“ will er mit gutem Gewissen beantworten. Dem pflichtet auch Jürgen Schmidt bei, der ebenfalls der neuen Genossenschaft angehört. „Ich bin überzeugt, dass das der richtige Weg ist“, so der Diplom-Ingenieur. Es müsse getan werden, „was möglich ist“ auf dem Weg der Energiewende. Dabei sollen möglichst alle Weyher Bürger mitgenommen werden.
Wenn das jedoch nicht gelingt, sei auch Zwang denkbar beispielsweise durch politische Vorgaben aus dem Rathaus, sagt ein Teilnehmer in Richtung Bürgermeister Frank Seidel, der ebenfalls anwesend war. Der ließ das Ansinnen jedoch unkommentiert, lobte stattdessen die Ambitionen der Genossenschaft sowie die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde. „Das ist ein Baustein, es geht weiter und jetzt kommen Projekte“, so Seidel.
Eintragung in das Genossenschaftsregister steht kurz bevor
Nachdem 21 Gründungsmitglieder laut BEG bei der Gründungsversammlung am 18. April die Satzung verabschiedeten und den Aufsichtsrat wählten, fehlt noch die Eintragung in das Genossenschaftsregister. „Wenn alles gut läuft, ist das in wenigen Wochen der Fall“, kündigt Berthold Groeneveld an. „Von da an sind wir voll geschäftsfähig.“ Zudem werde eine Mitgliederversammlung angesetzt.
Die BEG will sich künftig mit Veranstaltungen in der Gemeinde bekannter machen und ihre Ideen bewerben. So sollen sich auch „möglichst viele Bürger in Weyhe und Umgebung beteiligen“ so Groeneveld.
Anträge für eine Mitgliedschaft sind per E-Mail an kwesemann@gmx.de möglich.
Internetseite
www.begweyhe.de
Gründung Energiewende in Weyhe:
Bürgergenossenschaft plant nachhaltige Projekte: In Weyhe entsteht eine Bürgerenergiegenossenschaft: Nach der Gründungsversammlung stehen nun die nächsten Schritte an. Was genau die Genossenschaft vorhat.
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Im Hintergrund arbeitet das Team auf Hochtouren. Seit der ersten Informationsveranstaltung im Weyher Rathaus im März 2023 hat die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) immer konkretere Züge angenommen. Jüngst haben die Initiatoren ihre Gründungsversammlung abgehalten und wollen nun ins Genossenschaftsregister aufgenommen werden.
Die Entwicklungen der vergangenen Monate beschreibt Regine von Larcher als großen Erfolg für die Gruppe. „Wir haben es in relativ kurzer Zeit geschafft, zu gründen“, bilanziert sie. Gemeinsam mit Klaus Wesemann und Hartmut Brasch bildet sie den Vorstand der Bürgerenergie Weyhe und bringt neben ihrer langjährigen Berufserfahrung bei einem Luft- und Raumfahrtunternehmen ihre Expertise als Vorsitzende beim Bürgerbus-Verein ein. Wesemann weiß als Abteilungsleiter einer großen Bremer Firma ebenfalls, ein Team zu koordinieren. Biobauer Brasch betreibt bereits eine Fotovoltaik-Anlage mit 30 Kilowattpeak auf seinem Hof in Lahausen.
Gründer bringen Expertise ein
Erfahrungen aus der Windkraft-Branche bringt Elektrotechnik-Ingenieur Berthold Groeneveld als Aufsichtsratsvorsitzender ein. Anja Kappler vertritt ihn und kennt sich durch ihre Bankausbildung mit Controlling aus. Den Aufsichtsrat ergänzen Gerlind Steiner-Klaiber, Fachrichtung Ökologie und Naturschutz, und Diplom- Ingenieur Jürgen Schmidt. Sie alle wollen die Energiewende vor Ort vorantreiben und Kindern beziehungsweise Enkeln einen lebenswerten Planeten hinterlassen, wie sie einhellig betonen.
Mit drei Schwerpunkten hat die BEG Weyhe bereits unternehmerische Perspektiven und Projektmöglichkeiten ins Auge gefasst: ein Kalt-Wärmenetz für Heizung und Warmwasser, eine Windkraftanlage und Fotovoltaik.
Erstgenanntes sieht Groeneveld als Ergänzung zur kommunalen Wärmeplanung, die werde in den meisten Fällen auf Fernwärme hinauslaufen. „Aber da bleiben Inseln übrig“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende. „Nahwärme ist eine Chance für die Energiewende, wo es sonst keine Alternative gibt“, unterstreicht auch Kappler. Zumal sie neben Heizung und Warmwasser im Sommer auch Kälte in die Häuser brächte, ergänzt von Larcher.
Diese Gebiete könnten mit geothermisch gespeisten Kalt- Wärmenetzen erschlossen werden. 20 bis 25 Haushalte seien dafür mindestens notwendig, mit rund zwölf Sonden in etwa 100 Metern Tiefe und durch eine Ringleitung verbunden, könnten sie dann nachhaltig versorgt werden, erläutert Groeneveld: „Das Haus braucht dann nur noch eine vereinfachte Wärmepumpe.“ In Weyhe hat das Team bereits Wohngebiete ausfindig gemacht, in denen 30 bis 70 Hausanschlüsse mit kurzen Leitungswegen gelegt werden könnten. Vor allem bei Reihenhäusern, bei denen eine konventionelle Luftwärmepumpe aus baurechtlichen Gründen oft problematisch sei, biete sich die Nahwärme an.
Windkraftanlage als mittelfristiges Ziel
Auch einen potenziellen Abnehmer für PV-Strom hat die BEG bereits ausfindig gemacht. Ein Betrieb mit hohem Stromverbrauch könne wegen der Verschattung auf seinem Dach keine eigene Anlage errichten. Ein Nachbar hätte aber dafür die passenden Flächen, die die BEG bestücken könnte, wie Wesemann ausführt: „Das ist die Stärke der Genossenschaft.“ Auch Freiflächen-PV oder PV-Carports mit Ladestationen seien denkbar. Angesichts der derzeit geringen Einspeisevergütung seien PV- Anlagen auf Privatdächern aktuell keine lohnenswerte Option.
Mittelfristig will die Weyher Energiegenossenschaft außerdem eine Windkraftanlage bauen. Das sei ein mehrjähriges Vorhaben, spricht Wesemann von einem hohen Aufwand. „Wir sind schon so weit, dass wir ein Grundstück angeboten bekommen haben und mit den Anrainern im Gespräch sind“, sagt er zum aktuellen Stand. Wenn das konkreter wird, benötige es jedoch einen Projektierer mit Erfahrung. „Wir sind nicht in der Lage, das komplett zu betreuen“, weiß er um die komplexe Materie.
Bürgermeister Frank Seidel sieht die Bürgerenergiegenossenschaft als einen Baustein, um die Gemeinde bis 2035 klimaneutral zu gestalten. „Der Geist lebt“, sagt er zufrieden. Wichtig sei, möglichst alle auf diesem Weg mitzunehmen und durch die Beteiligungsmöglichkeiten biete die Genossenschaft dazu ideale Voraussetzungen. Das habe sich bereits bei der großen Resonanz zum Auftakt im Rathaus gezeigt. „Ich sehe, es geht wirklich gut voran“, würdigt er das Engagement des Gründungsteams.
In Kürze will die BEG Weyhe zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung einladen und das 21-köpfige Genossenschaftsteam weiter vergrößern. Wer dem Team noch nicht seine Kontaktdaten hinterlassen hat, kann sich über das Kontaktformular unter www.begweyhe.de/ eintragen; die Internetpräsenz bietet schon erste Informationen und befindet sich noch im Aufbau. Weitere Auskünfte gibt Klaus Wesemann per E-Mail an kwesemann@gmx.de oder telefonisch unter der 01 52 / 2 87 75 44 11.
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